Hättet Ihr das gewusst? 7 Fakten über Chemnitz, die Einheimische überraschen
Chemnitz - Es passiert regelmäßig, erzählt Gästeführerin Grit Linke (62) und lacht: "Wenn ich bei meinen Führungen sage, dass der Karl-Marx-Kopf zum Brühl gehört, gucken mich die Leute immer ganz entgeistert an." Dabei ist das nur einer von vielen Fakten, die selbst Chemnitzer verblüffen.

TAG24 hat mit den Gästeführerinnen Grit Linke und Karin Meisel (63) gesprochen und sieben echte Aha-Fakten gesammelt.
1. Der Nischel steht auf dem Brühl
Ja, wirklich! Grit Linke erklärt: "Wir haben zwar 39 Ortsteile, aber der Brühl ist keiner davon. Es ist ein Gebiet zwischen Zentrum und Schloßviertel, aber mit unscharfen Grenzen."
Die Ursache der Verwirrung: Viele Chemnitzer denken beim Brühl nur an den Einkaufsboulevard. Doch der Name geht eigentlich auf etwas ganz anderes zurück.
"Brühl heißt feuchtes Gebiet, weil der Gablenzbach dort regelmäßig alles überschwemmte", so Linke.


Reitbahnviertel und der Gablenzbach

2. Reitbahnviertel ist kein Stadtteil
Noch so ein geografisches Phantom: das Reitbahnviertel. Karin Meisel bringt es auf den Punkt: "Reitbahnviertel, das ist ein Begriff, kein Stadtteil."
Gemeint ist die Gegend rund um das Tietz, das Museum und die Moritzstraße. Nach dem Krieg entstanden hier viele Gewerbebauten und der Name Reitbahnviertel hat sich eingebürgert. Aber offiziell? Fehlanzeige.
3. Schocken folgt dem Gablenzbach
Wem die Rundung des ehemaligen Schocken-Kaufhauses aufgefallen ist, hat ein gutes Auge: Sie ist kein architektonischer Zufall, sondern folgt dem historischen Verlauf des Gablenzbachs.
Meisel erklärt: "Der Gablenzbach fließt heute noch unter dem Schocken hindurch. Der Knick in der Hospitalstraße, die Kurve am Schocken, das ist genau der alte Bachverlauf."

Schloßberg, Trabi mit Zeltdach und die Brückenstraße

4. Marx wohnte in der Brückenstraße
Die Ironie der Geschichte: Karl Marx war nie in Chemnitz. Aber wie Karin Meisel bemerkt: "Er hat in Trier in der Brückenstraße gewohnt. Insofern passt das doch wieder!"
Heute steht sein Monument, der berühmte Nischel, ausgerechnet in der Chemnitzer Brückenstraße.
5. Schloßberg liegt auf einem Vulkan
Wer denkt, das vulkanische Porphyrgestein kommt nur aus Hilbersdorf, irrt sich. Karin Meisel erklärt mit einem Augenzwinkern: "Der Vulkan vor 291 Millionen Jahren hat halt noch nicht gewusst, wo die Stadtteilgrenzen sind."
Deshalb liegt das Gestein auch am Schloßberg und auf dem Kapellenberg. Sogar der Große Porphyrblock im Naturkundemuseum stammt vom Sonnenberg.
6. Trabi mit Zeltdach? Reine Show!
Im Industriemuseum steht ein Trabant mit Zeltaufbau, ein echter Hingucker. Aber keine Chance, damit jemals über die Autobahn zu tuckern.
Karin Meisel räumt auf: "Der Trabi im Windkanal hat schon ohne Dach keine gute Figur gemacht. Mit Zeltdach? Wird's nicht besser." Deshalb nennt man ihn auch liebevoll den "fliegenden Trabi".

7. Brücken in der Brückenstraße
Klingt simpel, ist aber fast vergessen: Die Brückenstraße heißt so, weil es dort tatsächlich mehrere Brücken gab. Grit Linke erklärt: "Der Gablenzbach fließt unter der Brückenstraße, früher musste man ihn überqueren. Deshalb der Name."
Direkt vorm Schocken befand sich einst eine große Brücke.
Titelfoto: Bildmontage: Sven Gleisberg (2), Ralph Kunz, picture alliance / United Archiv